Ein Welpe und die Weltherrschaft

Da mich in den letzten Wochen immer wieder Anrufe von besorgten Welpenbesitzern erreichen, möchte ich an dieser Stelle mal ein paar generelle Themen ansprechen und beantworten:

Euer Welpe kommt in eine völlig fremde Umgebung, zu fremden Menschen, mit fremden Gerüchen, ohne Mama und Geschwister. Er ist nun also seit gerade mal 8 Wochen auf dieser Welt und sein Leben wandelt sich von einem Moment auf den anderen um 180 Grad.

Selbstverständlich reagiert euer Familienzuwachs die ersten Tage erst einmal etwas anders als eventuell noch beim Züchter. Nachdem sich der Welpe dann so langsam an seine neue Situation gewöhnt hat, wird er munterer und beginnt diese neue Welt zu entdecken. Manche Welpen benötigen dafür nur wenige Tage, andere auch mal 2-3 Wochen. Habt daher bitte Geduld und lasst ihn in Ruhe „ankommen“ und sich an seine neue Familie gewöhnen.

Ein klassisches Phänomen ist auch, dass der kleine Kerl sein Geschäft einfach nicht draußen beim Spaziergang machen möchte. Auch dies ist erstmal kein Grund zur Beunruhigung! In seiner neuen Umgebung prasseln derartig viele neue Reize auf ihn ein, dass so ein Welpe oft einfach keine Zeit für „sein Geschäft“ findet.

Bezüglich der Stubenreinheit auch eine ganz ganz große Bitte! Ihr werdet keinen Welpen bekommen, der schon komplett stubenrein ist!

Hunde sind erst mit 14 – 16 Wochen überhaupt körperlich fähig, ihre Ausscheidungen zu kontrollieren. Demnach ist es völlig normal, dass mal das ein oder andere daneben geht. Da hilft es nur, alle 2-3 std „auf gut Glück“ mit dem Welpen hinaus zu gehen und eine mega fette Party zu feiern, wenn es draußen klappt. Denn auch, wenn er es körperlich anfangs noch nicht schafft könnt ihr ihn dadurch bereits so weit konditionieren, dass er versteht was ihr von ihm möchtet. Oft hilft es auch, wenn man die erste Zeit zum Gassi gehen immer die selbe Runde läuft. Dann sind die Ablenkungen nicht mehr ganz so hoch und euer Welpe kann sich beim Spaziergang schneller entspannen.

Ein weiteres Thema, das mich immer wieder erreicht: Unser Welpe beisst!

Im Normalfall kann ich jeden Welpenhalter erstmal beruhigen. Die spitzen Welpenzähne tun natürlich ziemlich weh, wenn sie mit unserer menschlichen Haut in Berührung kommen. Euer Welpe hat aber keineswegs die Absicht die Weltherrschaft an sich zu reissen. Nein. Er versteht einfach noch nicht, dass man mit Menschen vorsichtiger spielen muss als mit den Geschwistern. Dies muss ein Hund selbstverständlich erstmal lernen.

Ebenso kann es passieren, dass ein Welpe im Spiel völlig überdreht und kein Ende findet. Will man ihn dann „runter fahren“ indem man das Spiel beendet, wird er frustiert und wird dann noch aufgedrehter. Auch dies ist keine Seltenheit, denn auch wir Menschen mussten erstmal lernen, mit Frust umzugehen. 😉

Daher ist meiner Meinung nach auch ein spielerisch und sauber aufgebautes Abbruchsignal eines der wichtigsten Signale, die ein Welpe anfangs lernen sollte. So kann ich einem Welpen seine Grenzen aufzeigen, ohne gleich „böse“ zu werden.

Ebenso muss ein Welpe auch lernen „Frust“ ertragen zu können. Dies natürlich keinesfalls direkt mit der Vorschlaghammer-Methode, sondern portioniert und an den derzeitigen „Trainingsstand“ angepasst. Dies beginnt z.B. bei einem etwas verfresseneren Welpen bei der Fütterung, indem er nicht bereits wortwörtlich in den Napf kriecht, bevor dieser überhaupt den Boden berührt. Nein, er hat zu warten. Anfangs natürlich nur einen kurzen Augenblick, später muss sich euer Hund zB hinsetzen und warten bis ihr das Futter freigebt. Welche Übungen bei eurem Welpen sinnvoll erscheinen und welche eher nicht, besprecht am Besten direkt mit eurem Trainer. Denn jeder Hund ist anders und lernt auch durch andere Methoden.

Zu Guter Letzt: Vergesst bitte das Loben nicht!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hunde im Generellen viel zu wenig für Situationen gelobt werden, die sie trotz aller Schwierigkeiten gut meistern. Dies liegt häufig daran, weil wir viele Dinge als völlig selbstverständlich sehen.

Kommen wir zurück zu dem Beispiel „Der Welpe knabbert an der Hand“. Wir gehen davon aus, dass das Abbruchsignal bereits aufgebaut ist und der Welpe wirklich versteht, was dieses Signal bedeutet. Er knabbert, wir geben ihm das Abbruchsignal, er hört auf mit dem Kabbern…. und wir sind zufrieden, fertig.

Der Welpe aber sitzt nun da, hat richtig reagiert indem er auf das Signal gehorcht hat….und bekommt keinerlei Bestätigung. Weiß also in dem Moment nicht wirklich: Habe ich das nun richtig gemacht, oder nicht?

Versetzt euch mal in seine Lage: Ihr seid in einem fremden Land in dem ihr weder die Sprache sprecht, noch die kulturellen Regeln kennt…und ihr bekommt nur mitgeteilt, wenn ihr etwas falsch macht. Aber nicht, wenn ihr es dann richtig macht. Das bedeutet, ihr lernt diese Regeln ausschließlich, indem ihr versucht Ärger zu vermeiden. Aber wäre es nicht schöner und vor allem einfacher, wenn man euch auch einfach mal mitteilt, wenn ihr etwas gut gemacht habt? Dadurch lässt sich doch umso schneller Neues lernen. 🙂

 

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