
Der „Traumhund“ – Warum die richtige Wahl so wichtig ist
Oft werde ich von zukünftigen Hundebesitzern kontaktiert, die Unterstützung bei der „richtigen Hundewahl“ suchen. Der Hund soll nicht nur zu einem Familienmitglied werden, sondern auch zu einem treuen Begleiter im Alltag. Doch was sich oft als „Traumhund“ herausstellt, basiert häufig auf äußerlichen Kriterien oder dem Wunsch nach einem praktischen Begleiter. Aber bevor man sich Hals über Kopf in einen Hund verliebt, sollte man sich eine entscheidende Frage stellen: Passt dieser Hund wirklich zu mir und meinem Leben?
Die richtigen Fragen vor der Hundewahl
Die meisten Menschen sind oft begeistert von einem bestimmten Aussehen oder der Größe eines Hundes. Vielleicht träumt man von einem großen, majestätischen Hund, der einen beim Joggen begleitet oder einem kleinen, pflegeleichten Hund, der immer dabei sein kann. Und auch wenn an diesem ersten Eindruck nichts auszusetzen ist – die wirklich wichtigen Fragen kommen erst danach.
Bevor du dich für einen Hund entscheidest, solltest du dir unbedingt diese Fragen stellen:
Wer bin ich? Wie sieht mein Alltag aus? Was sind meine täglichen Aufgaben und Verpflichtungen?
Wie sportlich bin ich? Bin ich gerne aktiv, oder verbringe ich viel Zeit zu Hause?
Muss der Hund alleine bleiben können? Bin ich viel unterwegs oder arbeite ich von zu Hause?
Muss der Hund mit zur Arbeit? Gibt es einen Hundeverein oder eine Arbeitsstelle, wo ein Hund willkommen ist?
Wie viel Kontakt muss der Hund mit fremden Menschen haben? Werde ich regelmäßig mit anderen Hunden und Menschen unterwegs sein?
Glaube nicht, dass sich dein Leben und Alltag durch einen Hund einfach verändern – das wird nicht passieren. Die ersten Wochen, vielleicht auch die ersten Monate, sind aufregend und neu, aber irgendwann ist der Alltag wieder da. Wenn die anfängliche Euphorie verflogen ist, tauchen oft die ersten Herausforderungen auf.
Der Hund als Lebensbegleiter – Überlege langfristig
Ein Hund wird für viele Jahre dein Lebensbegleiter sein – 12 bis 16 Jahre können es je nach Rasse und Gesundheit sein. Daher ist es wichtig, sich im Vorfeld gut zu überlegen, wie die nächsten Jahre gestaltet werden sollen.
Wenn du bereits sportlich sehr aktiv bist und viel draußen unternimmst, spricht natürlich nichts dagegen, einen passenden Begleiter zu wählen, der deine Aktivitäten mit Freude teilt. Aber denk daran, dass nicht jeder Hund automatisch zu einem Spitzensportler wird, nur weil er von einer aktiven Rasse stammt. Ein Husky zum Beispiel wird dich nicht zu einem Marathonläufer machen, nur weil du ihn bei dir hast.
Es gibt auch immer wieder Überraschungen: Ein Hütehund kann im besten Fall ein toller Familienhund sein, während seine Geschwister aus dem gleichen Wurf wahre „Workaholics“ sind, die nie genug Arbeit bekommen können. Oder ein Kangal, der in einem Mehrfamilienhaus völlig entspannt ist und keinen starken Schutztrieb zeigt.
Die Realität bei der Hundewahl
Man sollte sich bei der Hundewahl immer auf das Schlimmste gefasst machen. Ein Hütehund, der tagtäglich an Schafen arbeiten muss. Ein Herdenschutzhund, der einen ausgeprägten Schutztrieb entwickelt. Ein Terrier, der allem hinterherjagt, was sich bewegt. Oder ein Straßenhund, der keine enge Bindung zu Menschen aufbaut.
Falls du nach all diesen Überlegungen immer noch das Gefühl hast, dass genau dieser Hund in dein Leben passt – dann hast du „deinen Hund“ gefunden.
Was tun, wenn es nicht ganz passt?
Nun, vielleicht ist es ja schon „zu spät“ und der Hund, den du dir ausgesucht hast, zeigt genau die Verhaltensweisen, die du nicht eingeplant hattest. Ein Jack-Russell-Terrier, der hinter Autos herjagt? Ein Border Collie, der die Kinder in die Beine zwickt, weil er seinen Hütetrieb auslebt? Keine Panik – es gibt immer Lösungen.
Hunde wie Border Collies, Terrier oder auch Herdenschutzhunde haben ganz natürliche Triebe, die nicht einfach „weg erzogen“ werden können. Ein Border Collie wird nie seinen Hütetrieb verlieren und ein Terrier wird immer eine gewisse Jagdleidenschaft haben. Aber das bedeutet nicht, dass man mit einem solchen Hund nicht ein entspanntes Zusammenleben führen kann.
Mit verschiedenen Managementmaßnahmen kann man den jeweiligen Trieb in „harmlosere Bahnen lenken“, ohne den Hund in seiner Natur zu verbiegen. Wichtig ist, dass der Hund seine natürlichen Instinkte ausleben kann – nur eben zu den richtigen Zeiten und an den richtigen Orten.
Fazit – Gemeinsam Lösungen finden
Falls du also vor der Herausforderung stehst, dass der Trieb deines Hundes dir langsam über den Kopf wächst, scheue dich nicht, mich zu kontaktieren. Zusammen finden wir einen Weg, deinen Hund „umzuprogrammieren“, ohne seine genetischen Anlagen zu ignorieren. Es geht darum, ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen, ohne den Hund „korrigieren“ zu müssen. Denn jeder Hund ist ein Individuum und hat seine eigenen Bedürfnisse – und genau darauf kommt es an, wenn du deinen „Traumhund“ finden möchtest.
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